Heute möchte ich euch einen Kinderbuch-Klassiker vorstellen: Matilda von Roald Dahl. Und darum geht es:

Gebundene Ausgabe | 240 Seiten | Penguin JUNIOR | Übersetzung: Andreas Steinhöfel | ab 8 Jahren

Matilda ist ein außergewöhnliches fünfjähriges Mädchen: viel klüger als ihre Eltern, führt sie die Erwachsenen regelmäßig an der Nase herum und verschlingt ein Buch nach dem anderen. Erst ihre Lehrerin Fräulein Honig erkennt das unglaubliche Potenzial, das in Matilda schlummert. Doch ausgerechnet auf die schüchterne Lehrerin hat es die fürchterliche Schulleiterin Frau Knüppelkuh abgesehen und lässt keine Gelegenheit aus, sie und die Kinder zu triezen. Doch Matilda ist nicht nur unheimlich klug, sie hat auch magische Kräfte. Und die nutzt sie, um ihre Liebsten zu beschützen...

Der britische Schriftsteller Roald Dahl ist vielleicht nicht jedem unter seinem Namen bekannt, seine Geschichten kennt man aber sehr wohl. Aus seiner Feder stammen beispielsweise "Charlie und die Schokoladenfabrik", "Hexen hexen" oder das mehrfach verfilmte "Matilda", welches ich bisher noch nicht kannte, nun aber gemeinsam mit meinen Töchtern gelesen habe. Und auch wenn ich teilweise von der Brutalität bestimmter Charaktere schockiert war, hat uns die Geschichte insgesamt doch sehr viel Spaß gemacht.   

Die Handlung von Matilda ist recht kurz erzählt: ein blitzgescheites Mädchen wächst in einer Familie aus verbohrten, faulen Egoisten auf, die mit ihr so gar nichts anfangen können. Erst als Matilda in die Schule kommt, entdeckt ihre Lehrerin Fräulein Honig sofort ihr Potenzial und will das kleine Mädchen fördern. Doch weder ihre Eltern noch die Schulleiterin halten viel davon, im Gegenteil. Vor allem Frau Knüppelkuh sieht in Matilda ein gemeingefährliches Mädchen, das unbedingt zurechtgewiesen werden muss. Aber da hat sie nicht mit Matildas Klugheit gerechnet...

Die Geschichte hat für mich als Erwachsene einige Aufreger bereitgehalten. Das fängt bei Matildas Eltern an, die ihr Kind sträflich vernachlässigen: während der Vater als betrügerischer Autohändler den ganzen Tag unterwegs ist, spielt die Mutter im Nachbarort Bingo. Und die kleine Matilda? Die bleibt halt allein zuhause, denn warum auch nicht? Den Vogel abgeschossen hat allerdings die Schulleiterin Frau Knüppelkuh, die sowohl vor verbaler als auch heftiger körperlicher Gewalt nicht zurückschreckt, wenn ihr die Schulkinder auf die Nerven gehen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich meinen Kindern beim Lesen erzählt habe, dass niemand ein Kind so behandeln darf und man normalerweise die Polizei rufen müsste. Während die Eltern noch unterhaltsam absurd waren, war die Schulleiterin nur noch grausam und hat mich mit ihren Misshandlungen innerlich total auf die Barrikaden gehen lassen. So hat die Geschichte sowohl meine Kinder als auch mich emotional sehr mitgerissen. 

Matilda ist eine tolle Heldin, trotz ihres Aufwachsens in einer lieblosen, egozentrischen und von Vorurteilen geprägten Familie ist sie ein sehr empathisches Kind mit großem Gerechtigkeitsgefühl. So rächt sie sich beispielsweise an ihrem Vater mit kleinen Streichen, als der seine Kundschaft übers Ohr haut beim Autokauf und ihnen echte Schrottkarren andreht. Und auch Frau Knüppelkuh kriegt im Laufe der Geschichte ihre mehr als verdiente Strafe ab. Trotz der gewalttätigen Szenen mit der Schulleiterin hatte die Geschichte durchaus lockeren Witz und Unterhaltungswert, mir haben Dahls schwarzer Humor und meinen Kindern die Streiche von Matilda und ihren Freunden gefallen. 

Illustriert wurde diese Ausgabe vom britischen Cartoonisten Quentin Blake, und die Zeichnungen unterstreichen den Charakter der Geschichte perfekt. Sie sind bunt, übertrieben und witzig, wobei besonders die Antagonisten sehr überzeichnet und comichaft sind. 

Insgesamt ist "Matilda" in meinen Augen ein unterhaltsamer Kinderbuchklassiker mit einer wunderbaren Heldin, die zeigt, dass man sich auch als Kind nichts gefallen lassen sollte und die uns viele lustige Lesestunden beschert hat.